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Schäden vermeiden beim Sparen von Heizkosten
Dresden, 22. September 2022 | (IFS/ks)
Wenn die Heizung einfach abgedreht wird, drohen Frost- und Schimmelschäden. Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V. (IFS) weist deshalb eindrücklich darauf hin, dass das Energiesparen beim Heizen wohlüberlegt, mit Realitätssinn und Augenmaß erfolgen muss. Sonst übersteigen mögliche Folgeschäden die eingesparten Kosten erheblich. Deswegen haben wir das IFS gebeten, uns die Problematik noch einmal genauer zu erläutern.
Die Gutachter unseres Instituts sehen sich in ihrer Arbeitspraxis immer wieder mit Schadensbildern konfrontiert, die aus einer ungenügenden Beheizung von Räumen entstehen. Immobilienbesitzern, in der Regel baufachliche Laien, sind diese Gefahren selten bewusst. Sie sind häufig der Meinung, alles Notwendige getan zu haben.
Ein Beispiel aus der Schadenspraxis unserer Gutachter
Der Fußboden in einer Dachgeschosswohnung war großflächig mit Wasser bedeckt. Das bahnte sich bereits seinen Weg in die darunter liegenden Stockwerke, als die Eigentümerin die Tür aufschloss und den Schaden entdeckte. Das Wasser war aus dem Anschluss einer Geschirrspülmaschine ausgetreten, der sich im Bereich des Drempels (auch Kniestock genannt) befand. Die Anschlussleitungen verliefen durch die dahinterliegende Abseite. (Die Abseite ist die Wand unter der Dachschräge, die den niedrigen ungenutzten Raum dahinter vom Wohnraum abtrennt.)
Bei der Laboruntersuchung der betroffenen Komponenten fand der mit diesem Fall beauftragte Gutachter Risse im Anschlussstutzen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Sie waren durch einen starken Druckanstieg von innen entstanden: Das klassische Bild eines Frostschadens. Zum Schadenzeitpunkt war die Heizungsanlage des Hauses funktionstüchtig und die Ferienwohnung beheizt. Allerdings hat die Beheizung nicht ausgereicht, um die Bauteile in der Abseite hinter der Leichtbauwand vor Frost zu schützen, obwohl sich der nächste Heizkörper nur ein paar Meter von der Leckagestelle (Leck) entfernt befand. Die Installation samt Geschirrspüler war rund zehn Jahre alt, und es waren nie Probleme aufgetreten. Vor der Schadenentdeckung hatte es jedoch ein paar Frostnächte mit Temperaturen von bis zu -15 °C gegeben, und vor diesen tiefen Werten war die Installation bei der gewohnten Heizkörpereinstellung nicht ausreichend geschützt.
Risiken richtig einschätzen - Wir als IFS bieten online Wintercheck an
Wenn sich im Umfeld einer Immobilie zum Beispiel bei den Außentemperaturen oder der Nutzungsweise etwas ändert, müssen die Betriebsbedingungen gegebenenfalls angepasst werden. Dies ist wichtig, um Schäden zu verhindern. Im vorgestellten Schadenbeispiel hätte während der intensiven Frostphase die Heizung demnach stärker aufgedreht werden müssen. Entsprechend heikel ist es generell, die Heizung einfach herunterzudrehen, um die Kosten zu senken.
Damit das Energiesparen am Ende nicht teuer wird, muss die Beheizung dem Zustand der Immobilie, der wasserführenden Installation und den Wetterbedingungen angepasst werden.
Eine pauschale Aussage zum frostsicheren Betrieb ist darum nicht möglich. Wichtig ist vor allem, die Schwachstellen zu kennen. Dabei hilft der IFS-Wintercheck, den jeder kostenfrei unter www.ifs-ev.org/wintercheck durchführen kann.
Die Checkliste hilft, frostgefährdete Bereiche im Haus zu identifizieren. Wie effizient bauliche Maßnahmen wie eine Wärmedämmung sind, kann der Laie oft nicht beurteilen. Dies sollte daher ein Fachmann einschätzen – zum Beispiel wenn man für sein Haus einen Energiepass erstellen lässt.
Schimmelschäden durch falsches Energiesparen
Sehr ambitioniertes Energiesparen kann außerdem zu Schimmelschäden führen. Unser gewöhnliches Wohnverhalten, sogar die bloße Anwesenheit der Bewohner, lässt die Luftfeuchtigkeit in einem Raum ansteigen. Um Schimmelpilzbildung zu vermeiden, sollte die relative Luftfeuchtigkeit nicht dauerhaft über 60 Prozent liegen. Die relative Luftfeuchtigkeit gibt an, zu welchem Anteil die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Beim Lüften fließt in der kalten Jahreszeit die warme, feuchte Luft hinaus und kalte Luft strömt hinein. Um die relative Luftfeuchtigkeit zu senken, muss die frische, kalte Luft nun erwärmt werden, denn warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. Stoßlüften und Heizen sind darum das Mittel der Wahl, um Schimmelpilzwachstum zu verhindern. Kommt es zum Schimmelbefall, obwohl das Hygrometer stets unverdächtige Werte anzeigt, kann ein baulicher Mangel vorliegen.
Das Trinkwasser schützen
Neben dem Sparen beim Heizen wird das Absenken der Trinkwassertemperatur als Möglichkeit diskutiert, den Energieverbrauch zu reduzieren.
Hier ist jedoch besondere Vorsicht geboten, denn es geht um die Hygiene des wichtigsten Lebensmittels. Um die Kontamination mit Bakterien auszuschließen, wird Trinkwasser gewöhnlich auf mindestens 60 °C erwärmt. Legionellen sterben in einem Temperaturbereich ab 55 °C. Hinzu kommt. zwischen der Erwärmungsanlage und der Entnahmestelle kühlt das Wasser ab. Nach dem DVGW-Arbeitsblatt W551 sollte die Temperatur in zirkulierenden Systemen nicht unter 55 °C sinken. Wie weit man die Temperatur in Trinkwasserinstallationen gefahrlos absenken kann, sollte für jede Anlage von Fachkundigen individuell beurteilt werden. Insbesondere Installationen, die bereits von Hygieneproblemen betroffen waren, sind bei einer Temperaturabsenkung gefährdet. Eine Verunreinigung durch Mikroorganismen kann nur mit erheblichem Aufwand beseitigt werden.
Unser Fazit als IFS ist: Wo gesundheitliche Risiken drohen, stößt Energieeinsparung an ihre Grenzen.
Unser Fazit als Sparkassen-Versicherung Sachsen:
Die Bundesregierung hat das Energiesparen verordnet. Vom 1. September bis zum 28. Februar gelten in Deutschland zahlreiche Vorschriften zum Energiesparen. Im Zuge der Energiekrise ist das richtig und wichtig und alternativlos. Es gibt sicherlich etliche Maßnahmen und Verhaltensänderungen, mit denen Einsparpotenzial realisiert werden kann und muss. Vor allem ein Vergeuden von Energie muss vermieden werden. Im Hinblick auf Frostschäden und auf Gesundheitsschäden sind dem Energiesparen dennoch relativ enge Grenzen gesetzt.
Informationen zu unserem Gastautor:
Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V. (IFS) – www.ifs-ev.org – ist eine zentrale Einrichtung der öffentlichen Versicherer auf dem Gebiet der Schadenverhütung in Deutschland. Das Institut wurde 1976 in Kiel gegründet und arbeitet in der Rechtsform eines Vereins. Mitglieder dieses Vereins sind alle öffentlichen Schadenversicherer.
Der Zweck des Institutes besteht in folgenden Aufgaben:
1. Schadenverhütung durch Schadenursachenforschung
Der Forschungsschwerpunkt liegt auf brandschutz-, elektro-, umwelttechnischem, chemischem und physikalischem Gebiet. Das Institut sammelt wissenschaftliche Ergebnisse und wertet praktische Erfahrungen durch eigene Untersuchungen und Erfahrungen seiner Mitglieder aus.
Der Forschungsschwerpunkt liegt auf brandschutz-, elektro-, umwelttechnischem, chemischem und physikalischem Gebiet. Das Institut sammelt wissenschaftliche Ergebnisse und wertet praktische Erfahrungen durch eigene Untersuchungen und Erfahrungen seiner Mitglieder aus.
2. Unterstützung seiner Mitglieder bei Vertrags- und Schadenangelegenheiten.
Das Institut führt eine umfangreiche gutachterliche Tätigkeit durch, bei der die Ursachen einzelner Schäden erforscht werden. Durch systematische Auswertung dieser Schadenerfahrungen entstehen Erkenntnisse und Empfehlungen für die Schadenverhütung. Schwerpunkte stellen Feuerschäden und Leitungswasserschäden dar.
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