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Tipps zum sicheren Baden und Schwimmen
Dresden, 23.07.2020 | (uo)
Sommer genießen, Sonne tanken und rein ins kühle Nass. Viele zieht es zum Baden jetzt an heimische Seen und Flüsse, um die coronabedingten Einschränkungen in den Freibädern zu umgehen. Das kann gefährlich werden. 2019 starben bundesweit mindestens 417 Menschen bei Badeunfällen, überwiegend in Flüssen oder Seen. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) warnt, dass Badeunfälle in diesem Jahr zunehmen könnten. Denn "Es zieht in diesem Sommer mehr Menschen an heimische Gewässer, da viele nicht in den Urlaub fliegen.", so DLRG-Sprecher Achim Wiese.
Der stille Tod im Wasser
Ertrinkende schlagen nicht wild um sich und rufen auch nicht laut nach Hilfe. Das kostet viel zu viel Kraft. Wenn es plötzlich im Herzen sticht oder die Wade krampft, dann schaffen es die Betroffenen oft nur sich noch etwa 20 bis 60 Sekunden über Wasser zu halten, bevor sie untergehen. Oder Ertrinkende werden bewusstlos. Laut DLRG gerät dabei häufig der Kopf unter Wasser und die Stimmbänder verkrampfen sich. Der Bewusstlose bekommt keine Luft mehr, so dass die eigentliche Todesursache Ersticken und nicht Ertrinken ist. Rettungsschwimmer nennen Ertrinken deshalb den "stillen Tod".
Was sind die häufigsten Ursachen für Schwimmunfälle?
Laut DLRG sind Übermut und Leichtsinn, mangelnde Schwimmfähigkeiten, Selbstüberschätzung, hohe Risikobereitschaft Alkohol und die Unkenntnis möglicher Gefahren häufige Ursachen.
Wer ist besonders gefährdet?
Pauschal könnte man sagen, Kinder, Männer und Ältere ab 55 Jahren. Vier von fünf Todesopfern sind männlich. Rettungsschwimmer beklagen, dass Männer (im Heldenmodus) zu weit hinausschwimmen und selbst dann nicht umkehren, wenn sie Krämpfe bekommen. Oft spielt auch Alkohol eine Rolle. Laut Umfragen der DLRG können 59 Prozent der Kinder nach der Grundschule nicht richtig schwimmen. Im Jahr 2019 ertranken 17 Kinder im Vorschulalter, 8 im Grundschulalter. Laut Statistik sind auch ältere Menschen ab 55 Jahren besonders gefährdet. Wenn sie weit hinaus schwimmen, überschätzen sie dabei ihre Fähigkeiten und Kraftreserven.
Was gilt es beim Baden mit Kindern zu beachten?
In der Nähe von Wasser sollten Eltern ihre Kinder nie unbeaufsichtigt lassen. Auch dann nicht, wenn sie bereits schwimmen können. Kleine Kinder können schon in sehr flachem Wasser ertrinken.
Wo ist es am gefährlichsten?
Badeunfälle können überall passieren, wo man schwimmen oder baden geht, also im Meer, in Seen, Flüssen, Kanälen und sonstigen Gewässern aber auch in Hallen- bzw. Freibädern. Wasser ist eine Naturgewalt und oft unberechenbar. Viele denken, die meisten Schwimmunfälle passieren im Meer. Die meisten Menschen ertranken jedoch 2019 an Seen, Teichen und Flüssen. Das heißt, an ungesicherten Badestellen im Binnenland.
Naturgewässer können selbst guten Schwimmern zum Verhängnis werden. Bei Flüssen sind die Strömung des Wassers und unsichtbare Strudel gefährlich. Mit starker Strömung kann man mehrere Meter pro Sekunde davongetrieben werden. Bei Flüssen mit Schifffahrt wie dem Rhein oder der Elbe sollte man möglichst viel Abstand zu den Schiffen halten, da von ihnen ein starker Sog ausgeht, der Menschen unter das Schiff ziehen kann. In stehenden Gewässern können Temperatur-Unterschiede der Wasserschichten den Kreislauf stark belasten. Das gilt vor allem, wenn man an heißen Tagen aufgeheizt ist. Der schnelle Temperaturabfall des Körpers führt dazu, dass das Blut in kürzester Zeit in die wichtigsten Organe zur Sauerstoffversorgung gezogen wird. Dadurch entstehen wiederum lähmende Krämpfe in Armen und Beinen. Wasserpflanzen können beim Berühren den Schwimmer in Panik versetzen oder sich um Arme oder Beine wickeln. An aktiven Baggerseen können sich Gegenstände und Kabel unter der Wasseroberfläche verbergen.
Deshalb sollte man nur an Badestellen ins Wasser steigen, die von Rettungsschwimmern bewacht werden. Zu beachten sind unbedingt auch Badeverbotsschilder und die Signale bzw. Verbote, die Badeflaggen anzeigen.
Die speziellen Gefahren für unterschiedliche Gewässerarten finden Sie auf dieser Übersichtsseite der DLRG.
Welche Gefahren gibt es noch?
Neben dem Ertrinken und diversen Unfällen beim Baden, gibt es gerade in den Sommermonaten weitere Gefahren. Sind die Temperaturen über einen längeren Zeitraum sehr hoch, kann es im Wasser zur Vermehrung von Bakterien, Keimen und Wurmlarven kommen, die gesundheitliche Probleme bei den Badegästen auslösen können. An der Ostsee treten fast jedes Jahr Fälle von Vibrionen-Belastungen im Wasser auf. In heißen Sommern vermehren sich in einigen Binnengewässern zudem Blaualgen und Zerkarien. Diese trüben nicht nur den Badespaß, es kann auch zu Badeverboten kommen. Deshalb sollte man diese immer beachten.
Einfache Baderegeln für mehr Sicherheit
Die DLRG gibt folgende Empfehlungen für sicheres Baden:
- Nur zum Baden/Schwimmen gehen, wenn man sich wohlfühlt.
- Vor dem Gang ins Wasser abkühlen.
- Wasser sofort verlassen, wenn man friert.
- Nicht mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser gehen.
- Als Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser.
- Nie zum Spaß um Hilfe rufen.
- Kräfte nicht überschätzen.
- Nie dort baden, wo Schiffe oder Boote fahren.
- Bei Gewitter sofort das Wasser verlassen.
- Luftmatratze, Autoschlauch und Gummitiere bieten keine Sicherheit.
- Nur dort ins Wasser springen, wo es frei und tief genug ist und so, dass man keinen anderen Menschen gefährdet. Nie in unbekannte Gewässer springen.
Welche Sicherheits-Backups gibt es?
Bei Kindern sind oft aufblasbare Schwimmflügel oder Schwimmringe in Gebrauch, die Sicherheit bieten, wenn auch keine absolute. Aber auch für Erwachsene, gerade wenn sie in Freigewässern schwimmen, gibt es Sicherheitsausrüstung.
- Schwimmwesten: Aufblasbare Schwimmwesten können dezent als Gurt an der Hüfte getragen werden.
- Schwimmbojen: Triathleten haben sie oft dabei, wenn sie in offenen Gewässern trainieren. Die Boje macht den Schwimmer sichtbar und bietet im Notfall Halt für eine kleine Pause.
- Schwimmgürtel: Sie bieten je nach Ausführung für unterschiedliche Wassersportler Sicherheit. Sie lassen sich im Notfall über eine Reißleine aktivieren und blasen sich selbst auf. Ein Schwimmer in Not kann sich so über eine Art Schwimmnudel hängen oder aber eine aufgeblasene Halskrause als Schwimmweste überstreifen.
Übrigens eignen sich die Schwimmhilfen auch gut dafür, jemanden, der in Not gerät, im Wasser zu stabilisieren. Vor allem bringt man sich so nicht selbst in Gefahr.
Wie kann man Ertrinkenden helfen?
Während Rettungsschwimmer Profis im Retten sind, gibt es vor allem für Laien einiges zu beachten. Ertrinkende handeln nicht rational und versuchen voller Angst, sich an allem festzuhalten, was sie zu greifen kriegen. Im schlimmsten Fall klammern sie sich am Retter fest und dann wird es für beide sehr gefährlich. Als erstes gilt: Sich selbst nicht in Gefahr bringen! Jeder ist zwar gesetzlich zur Hilfe verpflichtet, jedoch sollte man selbst ein guter Schwimmer sein, um helfen zu können.
- Folgende Tipps können helfen:
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- Laut um Hilfe rufen und den Notruf 112 wählen, sobald man einen Ertrinkenden sieht.
- Wenn ein Rettungsring oder eine Rettungsboje in der Nähe ist, sollte man versuchen, sie dem Ertrinkenden zuzuwerfen.
- Wer ein erfahrener Schwimmer ist und sich den Rettungsversuch zutraut, sollte sich einen Überblick verschaffen und sich merken, wo der Ertrinkende ist. (Dafür kann man sich markante Punkte am Ufer merken.) Denn der Ertrinkende verschwindet womöglich immer wieder unter der Wasseroberfläche.
- Als Retter nimmt man am besten einen schwimmfähigen Gegenstand, wie ein Surfbrett oder einen Rettungsring, zur Rettung mit.
- Am besten nähert man sich der Person in Not von hinten, da sie sich so nicht aus Panik an den Retter klammern kann und ihn so womöglich auch in Gefahr bringt.
- Dem Ertrinkenden gibt man den Gegenstand, an dem er sich festhalten kann und bringt ihn dann so schnell wie möglich mit Griff um Unterarm an Land. Ist er nicht mehr bei Bewusstsein wendet man am besten den sogenannten Kopf-Schleppgriff oder den Achsel-Schleppgriff an.
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Unser Extra-Tipp:
Badeunfälle können schwerwiegende und langwierige Konsequenzen haben. Schon eine kurze Zeit unter Wasser kann aufgrund des Sauerstoffmangels zu Hirnschäden führen. Oder ein unbedachter Sprung mündet in einer Querschnittslähmung. Eine private Unfallversicherung sichert Sie gegen die finanziellen Folgeschäden ab.
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