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    Trinkgeld 2.0: Mehr als eine nette Geste per Tastendruck

Dresden, 5. Juni 2025 | (ks)
 
Kennen Sie das? Sie sitzen im Café, trinken zufrieden Ihren Cappuccino, dessen Milchschaum fast schon wie Kunst aussieht. Oder nach einem leckeren Essen im Restaurant, einem flotten Haarschnitt beim Friseur – die Rechnung kommt. Sie zücken Ihre Karte. Und dann taucht diese Frage auf: „Trinkgeld hinzufügen?“ Drei Knöpfe mit unterschiedlichen Optionen. Und plötzlich wird aus einem schnellen Bezahlen ein moralischer Moment. Was ist angemessen? Was fair? Und ist Trinkgeld im Zeitalter von Mindestlohn und Kartenzahlung überhaupt noch zeitgemäß? Werfen wir gemeinsam einen genaueren Blick auf diese scheinbar kleine, aber gesellschaftlich hochinteressante Geste.
 

Trinkgeld: eine kleine Geste mit großer Bedeutung

Trinkgeld bedeutet mehr, als nur Kleingeld auf dem Tisch liegen zu lassen. Es ist ein spontanes „Danke“, ein Zeichen der Wertschätzung wie ein Dialog ohne Worte. In der Gastronomie, beim Friseur, im Taxi oder beim Hotelservice: Wer sich Mühe gibt, freut sich über Anerkennung. Und ja, manchmal steckt im Trinkgeld auch ein leiser Trost: „Ich weiß, dein Job ist hart. Ich sehe dich.“ Manche Schwerarbeiter, wie beispielsweise Paketboten, bekommen oft nicht mehr als ein „Danke“, wenn überhaupt.

Der allgemeine Knigge empfiehlt in Deutschland übrigens ein Trinkgeld zwischen fünf und zehn Prozent der Rechnungssumme. Doch wie verändert sich diese Kultur, wenn sich der Bezahlprozess immer mehr ins Digitale verlagert?
 

Trinkgeld im digitalen Zeitalter: Kartenzahlung und neue Gewohnheiten

Die Zeiten, in denen man nach dem passenden Münzstück im Portemonnaie kramte, sind vielerorts vorbei. Ohne Barzahlung lässt sich die Rechnung auch nicht per „Stimmt so" als Trinkgeld aufrunden. 

Gast bezahlt im Restaurant mit Karte
In einer Welt, in der wir seltener Bargeld in der Tasche haben, ist das Geben von Trinkgeld aber nicht verschwunden. Es hat sich lediglich angepasst. Heute geben wir unser Trinkgeld oft über Tablets, Apps oder Kartenterminals. Die Gastronomie reagiert darauf mit sogenannten „Trinkgeldtasten“ auf Kartenlesegeräten. Hier schlägt das Display meist gleich mehrere Optionen vor, etwa fünf, zehn oder sogar zwanzig Prozent. Ein Klick genügt und das Trinkgeld ist digital übermittelt. Oder auch nicht, denn es gibt auch eine Taste für „Kein Trinkgeld“.
 
  • Praktisch? Ja.
  • Unkompliziert? Meistens.
  • Emotional? Manchmal weniger.

Wenn Trinkgeld zur Checkbox wird, verliert es etwas von seiner Spontaneität. Gleichzeitig entsteht ein neuer sozialer Druck. Wer kein Trinkgeld gibt, fällt plötzlich auf. Die einen empfinden diese digitale Aufforderung als nützliche Erinnerung. Andere fühlen sich davon fast ein wenig gedrängt. Dieses Phänomen bezeichnet man auch als „Nudging“. Das bedeutet so viel wie „Anstupsen“. Aber Zahlen zeigen: Diese Funktion wird zunehmend genutzt. Am häufigsten wählen Gäste zehn Prozent als Trinkgeld.
 

Mindestlohn und Trinkgeld

Ein Argument, das immer wieder aufkommt, lautet: „Die Leute kriegen doch jetzt Mindestlohn. Warum also noch Trinkgeld?“ Ja, der gesetzliche Mindestlohn wurde erhöht. Aber reicht er wirklich aus? Vor allem in Großstädten, wo die Kosten für die Lebenshaltung steigen und Personal oft knapp ist, ist das Trinkgeld mehr als nur eine nette Geste. Es ist Teil der monatlichen Überlebensstrategie. Das zusätzliche Geld kann also trotz Mindestlohn den Unterschied machen. Und zwar zwischen einem Leben mit finanzieller Luft nach oben und einer ständigen Gratwanderung am Existenzminimum.

Der Obolus ist und bleibt somit eine freiwillige Anerkennung der Kundschaft für guten Service. Ein Plus im Einkommen, das dem Personal und nicht dem Arbeitgeber zusteht. Unabhängig davon, wie hoch der eigentliche Stundenlohn ausfällt. Daher darf Trinkgeld auch nicht vom Arbeitgeber auf den Mindestlohn angerechnet werden.
 

Muss das Trinkgeld versteuert werden?

Kurze Antwort: In Deutschland – jein. Trinkgelder, die freiwillig und direkt vom Kunden an das Personal gegeben werden, sind steuerfrei. Es ist egal, ob sie bar oder unbar fließen und unabhängig von der Höhe. Sie gehören nicht zum regulären Arbeitslohn und müssen weder versteuert noch mit Sozialabgaben belastet werden. Wichtig ist nur, dass das Trinkgeld tatsächlich als freiwillige Gabe des Gastes zusätzlich zum Rechnungsbetrag erfolgt.
 
Wenn Trinkgelder jedoch über das Unternehmen gesammelt und verteilt oder fix im Kassensystem verbucht werden, sieht das Finanzamt das oft anders. Auch wenn ein Trinkgeld als verpflichtender Bedienzuschlag auf der Rechnung erscheint, ist es steuerpflichtig.

Für Selbstständige oder Unternehmer zählt das Trinkgeld zum Umsatz – und muss entsprechend versteuert werden.
 

Trinkgeld international: Von Skandinavien bis USA

Wie sieht es eigentlich in anderen Ländern aus? Während in Deutschland zehn Prozent als Faustregel gelten, ticken die Uhren anderswo ganz unterschiedlich. Hier können Fettnäpfchen lauern.
Tabelle internationale Trinkgelder
In den USA ist das Geben von Trinkgeld der „Tip" tief in der Kultur verankert. (Gleiches gilt für Kanada.) 15 bis 25 Prozent gelten als ungeschriebenes Gesetz. Die Grundlöhne im Service-Bereich sind oft sehr niedrig. Da macht das Trinkgeld einen großen Teil des Einkommens aus.
 
In Skandinavien gibt es keine Trinkgeld-Kultur wie in den USA. Eine Servicepauschale ist oft bereits im Preis enthalten. Außerdem erhalten auch Servicekräfte hier einen auskömmlichen Lohn. Wer sich dennoch für einen sehr guten Service bedanken möchte, rundet in der Regel die Rechnung um einen kleinen Betrag auf.
 
Andere Länder, andere Sitten, das gilt auch beim Thema Trinkgeld. Um nicht unhöflich zu wirken oder befremdliche Blicke zu ernten, ist es ratsam, sich vor Reiseantritt über die Trinkgeldkultur im jeweiligen Reiseland zu informieren.
Wichtig zu wissen: Trinkgeld fließt nicht in die persönliche Rentenkasse. Wer auf diese Beträge angewiesen ist, sollte über eine zusätzliche private Altersvorsorge – etwa durch eine private Rentenversicherung – nachdenken.

Fazit: Trinkgeld bleibt trotz Digitalisierung menschlich

Freundliche Kellnerin serviert zwei Essen
Letztendlich ist Trinkgeld keine mathematische Frage, sondern eine emotionale Entscheidung. Es ist ein Zeichen der Anerkennung und ein kleines Dankeschön. Das kann den Alltag von Servicekräften spürbar aufwerten. Dienstleistungs-Berufe haben generell mehr Respekt verdient. Die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, verschönern unser Leben. Die Digitalisierung verändert unsere Gewohnheiten, doch die Geste bleibt: „Kann ich heute jemandem ein freundliches Lächeln und ein kleines Dankeschön schenken?”

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