Die Nachricht klingt harmlos, ja beinah banal. „Hallo Mama, mein Handy ist kaputt. Kannst du mir schnell Geld überweisen?“ Wer würde da nicht reagieren, wenn das eigene Kind scheinbar in Not steckt? Doch genau hier beginnt das Spiel der Betrüger. WhatsApp und PayPal sind nützliche Begleiter in unserem Online-Alltag. Aber sie sind auch immer häufiger Tummelplatz für Kriminelle, die sich clever ins vertraute Umfeld mischen. Mit Geschick, Tempo und Psychotricks wollen sie an unser Geld.
Den „alten" Enkeltrick per Telefon gibt es immer noch. Das Portfolio der Betrugsvarianten erweitert sich jedoch und erschließt so zusätzliche Opfer-Zielgruppen. WhatsApp- und PayPal-Betrug sind auf dem Vormarsch beim Online-Betrug. Die Methoden werden immer professioneller. Im Folgenden werden nur einige der häufigsten neueren Betrugsmaschen genannt. Würde man alle aufzählen, wäre es ein ganzer Kurzroman.
So funktioniert der WhatsApp-Betrug (Scams)
Das klassische „Hallo Mama, ich habe eine neue Nummer“-Spiel ist längst keine Seltenheit mehr. Es ist heute Tagesgeschäft für digitale Ganoven. Sie schreiben, sie bitten, sie flehen. Sie spielen mit Ihren Gefühlen, setzen auf spontane Hilfsbereitschaft und legen den Köder mit persönlicher Ansprache aus. Haben sie sich ihr Vertrauen erschlichen, sollen Sie Geld meist per PayPal überweisen. Oft fliegt der Betrug erst auf, wenn das Geld auf ein ausländisches Konto transferiert wurde. Oder auf ein Konto, das sich nicht zurückverfolgen lässt.
Aber nicht nur auf Geld, sondern auch auf sensible persönliche Daten haben es die Ganoven mit ihren vermeintlichen Hilferufen abgesehen. Über WhatsApp werden Nachrichten mit einem Link verschickt, der persönliche Daten abfängt. Besonders brisant ist, dass die Betrüger auf die Kontaktliste zugreifen und Nachrichten im Namen des Handybesitzers versenden können. Ein Beispiel hierfür ist die folgende Betrugsmasche.
Gefälschte Abstimmungen und das Konto ist gekapert
Diese perfide Betrugsmasche ist relativ neu. Nutzer erhalten über WhatsApp eine Nachricht, die scheinbar von einem ihrer gespeicherten Kontakte stammt. Sie werden gebeten, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Wenn sie auf den beigefügten Link klicken, werden sie aufgefordert, ihre Mobiltelefon-Nummer einzugeben. Dadurch wird ihr WhatsApp-Konto gekapert. Fortan schleusen die Täter über Ihr Konto Nachrichten und Geldforderungen an Ihre Kontakte weiter. Für Sie selbst ist das unsichtbar. Und die Empfänger können nicht erkennen, dass die Absender Betrüger sind.
WhatsApp selbst gibt folgende Tipps, wie Sie verdächtige Nachrichten und Betrug erkennen können:
Die Nachricht enthält Rechtschreib- oder Grammatikfehler.
Sie werden aufgefordert, einen Link zu öffnen. Oder über einen Link neue Funktionen zu aktivieren oder eine App herunterzuladen.
Sie werden gebeten, persönliche Informationen zu teilen, beispielsweise Kreditkarten- oder Kontonummern, Ihr Geburtsdatum oder Passwörter.
Sie sollen eine Nachricht weiterleiten.
Sie werden um Geld gebeten. Oder es wird behauptet, dass Sie für die Nutzung von WhatsApp zahlen müssen.
Betrüger behaupten, mit Ihnen bekannt zu sein.
In der Nachricht geht es um eine Lotterie, ein Glücksspiel, einen Job, eine Investition oder einen Kredit.
Die Person beginnt eine Unterhaltung mit Ihnen, um Ihr Vertrauen zu gewinnen. Dann fragt sie Sie nach persönlichen Informationen.
WhatsApp-Gruppen und Online-Trading (Cybertrading Fraud)
Cyber-Kriminelle laden in vermeintlich exklusive Gruppen für Finanztipps ein. Diese werden beispielsweise als Handelsseminare oder Austausch-Investmentgruppen über Social-Media-Kanäle beworben. Die betrügerischen Aktivitäten laufen über gefälschte Accounts und schrecken auch vor einem Missbrauch von Idenditäten nicht zurück. Ein prominentes Opfer der jüngsten Aktivitäten ist Anja Kohl, Börsenexpertin der ARD. Ihre Fotos und ihre Reputation werden für die Betrügereien missbraucht.
Die Zugehörigkeit zur Gruppe soll Vertrauen schaffen. Angebliche Experten schwärmen von vermeintlich lukrativen Geldanlagen. So erzeugen sie psychischen Druck. Die Einstiegssummen liegen oft bei nur 200 oder 500 Euro. Screenshots von angeblichen Gewinnen sowie Erfolgsgeschichten von Investoren dienen als Lockmittel. Dann folgt die Aufforderung, höhere Summen zu investieren. Entweder per Link auf zweifelhafte Plattformen oder als direkte Überweisung. Ihr Geld fließt auf fremde Konten oder in gefälschte Krypto-Wallets. Selbst wenn Sie anfangs kleine Summen als Auszahlung erhalten haben sollten, ist Ihr Geld weg. Die versprochenen Gewinne erhalten Sie nie. Bei Nachfragen heißt es: „Investiere noch mehr, dann geht’s los.“ Ein seriöses Impressum oder echte Ansprechpartner werden Sie nicht finden.
Wichtig zu wissen: Banken und Versicherungen führen keine Anlageberatung über WhatsApp-Gruppen durch.
Das empfiehlt die Polizei:
Vertrauen Sie nicht auf angebliche „Finanzprofis“ in WhatsApp-Gruppen vertrauen. Folgen Sie nicht Gruppeneinladungen von Unbekannten.
Verzichten Sie auf die Eingabe Ihrer Handynummern bei vermeintlichen Online-Abstimmungen. Geben Sie Ihre Handynummer nicht an Unbekannte heraus.
Seien Sie misstrauisch gegenüber Geldforderungen über Messenger-Dienste. Schicken Sie niemals Geld an Unbekannte.
Halten Sie vor der Geldsendung Rücksprache mit dem vermeintlichen Empfänger, am besten auf einem anderen Kanal.
Nutzen Sie starke Passwörter und die Zwei-Faktor-Authentifizierung, sowohl bei Paypal als auch beim Messenger.
Wenn Sie einen Verdacht haben oder wenn in Ihrem Namen Geldforderungen verschickt worden sind, sollten Sie Strafanzeige stellen. Das geht online oder bei der nächsten Polizeidienststelle.
Gastkonto-Betrug bei PayPal
Laut der Verbraucherzentrale Bayern häufen sich die Fälle von unrechtmäßigen PayPal-Gastzahlungen. Mithilfe dieser Funktion können Nutzer Online-Einkäufe per Lastschrift bezahlen, ohne ein PayPal-Konto anzulegen. Betrüger geben die gestohlene IBAN ahnungsloser Personen bei PayPal als Zahlungsmethode an und kaufen ein. Die Betroffenen merken davon zunächst nichts. Denn bei PayPal-Gastzahlungen müssen diese nicht noch einmal von den Nutzern bestätigt werden.
Den Verbraucherexperten zufolge, hilft dagegen nur Wachsamkeit:
Kontoaktivitäten sollten regelmäßig geprüft werden.
Bei unberechtigten Buchungen die Bank kontaktieren und das Geld zurückbuchen lassen.
Forderungen nicht ignorieren, sondern widersprechen.
Die „versehentliche“ Zahlung mit teurer Rückforderung
Kriminelle senden Ihnen angeblich versehentlich eine Zahlung über PayPal. Sie bitten Sie dann, den Betrag sofort per „Freunde & Familie“ zurückzuschicken. Das klingt nett, ist aber fatal. Die Betrüger haben Ihnen das Geld nämlich über die Option „Waren & Dienstleistungen“ geschickt. Für diese gilt Käuferschutz. Sie jedoch haben über „Familie & Freunde“ ohne Käuferschutz zurücküberwiesen. Nun melden die Betrüger PayPal, dass sie angeblich etwas bei Ihnen bestellt hätten. Sie haben aber nicht geliefert. Jetzt greift der Käuferschutz bei PayPal, sodass der Betrag von Ihrem Konto eingezogen wird. Die Betrüger kassieren somit zweimal. Sie bekommen ihr eigenes Geld zurück und die gleiche Summe noch einmal von Ihnen.
Gehen Sie in einem solchen Fall wie folgt vor:
Schicken Sie das Geld nicht über „Familie & Freunde" zurück.
Klicken Sie die erhaltene Zahlung an und drücken Sie hier auf den Button „Rückzahlung senden".
Nun kümmert sich PayPal darum, dass die ganze Transaktion rückabgewickelt wird.
Gefälschte Paypal-Anrufe
Gefälschte Paypal-Anrufe gehören zur Vorgehensweise des Social Engineering. Sie nutzen bewusst den Menschen als Schwachstelle zum Informationsklau. Betrüger geben vor, vertrauenswürdige Mitarbeiter von PayPal zu sein. So behaupten sie beispielsweise, dass es ein Problem mit dem Konto des Opfers gibt, das dringend behoben werden muss.
Oder sie erklären, dass Sie gerade eine Zahlung über mehrere hundert Euro via PayPal getätigt hätten. Um diese Zahlung zu autorisieren oder abzuwenden, müssten Sie nun einige Daten abgleichen. Die Betrüger verwenden ausgeklügelte Techniken, um ihre Opfer zu täuschen. Damit wollen sie persönliche Informationen wie Passwörter, Kreditkartendaten oder Verifizierungscodes abschöpfen.
Das können Sie tun:
Überprüfen Sie angebliche Zahlungen in der offiziellen App von PayPal oder auf der offiziellen Webseite.
Oder wenden Sie sich direkt an die PayPal-Kundenhotline.
Klicken Sie nicht auf Links, die Ihnen möglicherweise noch während des Anrufes zugeschickt werden. Damit werden Sie auf betrügerische Seiten umgeleitet.
Geben Sie weder am Telefon noch per Mail persönlichen Daten preis.
Wenn Sie Opfer wurden, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
Ändern Sie Ihr PayPal-Passwort und aktualisieren Sie die Sicherheitsabfrage, um ihr Konto zu schützen.
PayPal informiert auf seiner Website über weitere Betrugsmaschen.
Der Sparkassen-Internet-Schutz bietet Ihnen Absicherung gegen Risiken in der virtuellen Welt. Dazu zählen beispielsweise Identitätsmissbrauch oder die missbräuchliche Nutzung von Online-Kundenkonten.
Fazit: Ihr gesunder Menschenverstand zählt
Moderne Betrüger nutzen Technik und Emotionen, um an Ihr Geld zu kommen. Aber Ihr Instinkt schlägt jeden Algorithmus. Weil Sie eine Warnlampe im Kopf angeschaltet lassen. Eine seltsame Nachricht? Ein merkwürdiger Anruf? Ruhe bewahren und Freundschaft nicht mit blindem Vertrauen verwechseln, das macht Sie sicherer. Lieber einmal zu viel nachfragen, als einmal zu viel zahlen. Betrachten Sie Ihr Smartphone wie eine Haustür: Lassen Sie niemanden hinein, den Sie nicht persönlich kennen. So simpel, so effektiv.