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  • Hals eines Maedchens mit rotem Mueckenstich

    Mücken: Ein Fragen-Antworten-Katalog rund um die Plagegeister

Dresden,13. Juli 2023 | (ks)
 
Der Sommer ist da, die Temperaturen steigen und die Urlaubsstimmung nimmt zu. Doch was begleitet uns leider in dieser Zeit? Richtig, die kleinen, lästigen Blutsauger namens Mücken.  An sich sind ihre Stiche harmlos. Doch der Juckreiz, den ihre Stiche auslösen, kann im schlimmsten Fall, vor allem bei intensivem Kratzen, zu einer heftigen Infektion führen. Aber keine Sorge, wir haben für Sie einen Fragen-Antworten-Katalog zusammengestellt, mit dem Sie sich gegen Mückenstiche wappnen können.
 

Was sind eigentlich Mücken?

Stechmücken (Culicidae) sind zart gebaute Insekten mit Fühlern, langen, dünnen Beinen und stechend-saugenden Mundwerkzeugen. Dergestalt können sie sich meist unbemerkt anschleichen und Menschen (auch Tiere) anzapfen. Viele von ihnen finden dabei auch den erbarmungslosen Klatsch-Tod, wenn sie vom Opfer bemerkt werden. Wegen ihrer Aufdringlichkeit gelten sie als Partycrasher der Insektenwelt. Ihre Lieblingsspeise? Unser Blut.
 

Warum wollen Mücken unser Blut?

Mücken ernähren sich – zu ihrer Ehrenrettung – von zuckerhaltigen Pflanzensäften und Nektar. Stechende Minivampire sind nur die Mücken-Weibchen und das im Namen der Fortpflanzung. Um nach der Befruchtung Eier zu bilden, benötigen sie Eisen und bestimmte Eiweiße (Proteine), die sie nicht selbst herstellen können. Diese Rohstoffe holen sie sich aus dem Blut von Fremdlieferanten.
 

Wie viele Mückenarten gibt es?

Die kleinen Blutsauger sind wahre Globetrotter und in fast allen Teilen der Welt zu finden. Etwa 3500 Mückenarten gibt es weltweit. Ungefähr 104 Arten schwirren und sirren in Europa herum und über 50 bevölkern Deutschland. Dazu gehören die Kriebelmücken, Gnitzen und die Hausmücke.
 

Sind Mücken gefährlich?

Kleiner Junge vor Tafel mit aufgemalten Muecken
In Deutschland sind Mückenstiche in der Regel eher lästig als gefährlich. In einigen tropischen Regionen können Mücken gefährliche Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Malaria übertragen. Zum Glück sind solche Fälle in Deutschland selten. Ausgeschlossen sind sie aber nicht. So berichtete ARD alpha: "Auch heimische Stechmücken können Tropenkrankheiten übertragen, wenn sie mit den entsprechenden Viren infiziert sind". Zwischen 2019 und 2021 haben sich in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen 31 Menschen mit dem West-Nil-Virus (WNV) infiziert, mutmaßlich durch Mücken.
 
Zur Einordnung: Experten schätzen die Dunkelziffer solcher Infektionen deutlich höher ein. Denn nur ein Prozent der Erkrankten muss wegen des West-Nil-Fiebers im Krankenhaus behandelt werden. Die Infektion wird also leicht übersehen. Etwa 80 Prozent der Infizierten merken nichts von der Erkrankung.
Der Insektenforscher Heinz Suter wies in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung 2022 darauf hin, dass jedes Jahr weltweit rund 725.000 Menschen an den Folgen eines Mückenstichs sterben. 600.000 Fälle gehen auf Malaria zurück.
 

Gibt es in Deutschland schon exotische Mücken?

Ja, die Welt der Stechmücken ist global und in Bewegung. In den letzten Jahren haben einige exotische Mückenarten ihren Weg zu uns gefunden. Dazu gehören die Asiatische Tigermücke (seit 2007) und die Asiatische Buschmücke (seit 2008). Die Tigermücke soll zwanzig Krankheitserreger übertragen können, die vor allem aus den Tropen bekannt sind. Dazu fehlen ihr allerdings noch die krankheitsauslösenden Viren. Den meisten Viren ist es in Deutschland noch zu kalt oder sie sind noch auf dem Weg zu uns. Das West-Nil-Virus kann dagegen schon bei uns überwintern.
 
Eine dritte tropische Stechmückenart wurde in Deutschland bereits mehrfach nachgewiesen. Die ostasiatische Stechmücke Aedes koreicus. Sie stammt ursprünglich aus Korea, Japan, China und Teilen Russlands. Auch Aedes koreicus ist kein freundlicher Einwanderer. Sie kann die Viren der Japanischen Enzephalitis und des Chikungunya-Fiebers sowie Fadenwürmer auf den Menschen übertragen.
 
Von diesen exotischen Mücken ist also nichts Gutes zu erwarten und es heißt, wachsam zu sein. Die Populationen werden deshalb per Monitoring überwacht und bekämpft.
Das Robert Koch-Institut hat am 1. Juni 2023 einen Bericht zu "Klimawandel und Gesundheit" herausgegeben. Darin sind auch Informationen über Krankheitserreger enthalten, die via Mücken und Mäusen Infektionen übertragen.
 
Der Mückenatlas
Mit dem „Mückenatlas“ können interessierte und engagierte Bürger helfen, wissenschaftlich verwertbare Daten zu Mücken zu erheben. Sie können die Tierchen einfangen, einfrieren und mit einem Meldeblatt an den Mückenatlas verschicken. Spezialisten betrachten die Stecher dann wissenschaftlich und forschen an ihnen.
 
Der „Mückenatlas“ ist ein typisches Citizen Science-Projekt. Übersetzt bedeutet das „Bürgerwissenschaften“, weil sich interessierte Laien aus der Bevölkerung an wissenschaftlichen Projekten beteiligen. Wie Sie Mückenjäger werden können und weitere Informationen finden Sie auf der Seite "Mückenatlas - jede Mücke zählt"

Verursachen Mückenstiche Blutvergiftungen?

Arm mit Quaddeln durch Mueckenstiche
Mücken stechen nicht nur. Sie injizieren eine Flüssigkeit aus ca. 20 Substanzen, darunter ein örtlich betäubendes und gerinnungshemmendes Sekret in die Stichwunde. Ohne Gerinnungshemmer würde ihnen das Blut im eigenen Rüssel verklumpen. Daraufhin schüttet unser Körper Histamin aus und schon sind die Quaddeln und der lästige Juckreiz da. Im Allgemeinen ist dies eine normale und harmlose Körperreaktion, die bei manchen Menschen etwas heftiger ausfallen kann.
 
Ein Mückenstich gilt als Bagatelle. Die Einstichstelle kann sich jedoch, insbesondere wenn sie aufgekratzt wird, durch das Eindringen von Keimen und Bakterien entzünden. Die lokale Entzündungsreaktion muss ärztlich behandelt werden. Denn breiten sich die Erreger in tiefere Gewebeschichten oder im ganzen Körper aus, gerät die Infektion außer Kontrolle und kann - wenn auch selten - zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Eine Sepsis ist lebensbedrohlich, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.
Wussten Sie schon? In der privaten Unfallversicherung der Sparkassen-Versicherung Sachsen sind Infektionen durch Insektenstiche oder -bisse mit dauernder Gesundheitsschädigung versichert. Die versicherten Infektionserkrankungen sind in den Versicherungsbedingungen aufgelistet. Versichert sind auch sonstige Folgen von Insektenstichen zum Beispiel allergische Reaktionen oder eine Blutvergiftung. Zum Nachweis ist ein ärztliches Attest erforderlich.

Wie lassen sich Mückenstiche behandeln?

Es gilt: nicht kratzen - kühlen - desinfizieren. Wer den Juckreiz aushält und den Stich nicht aufkratzt, braucht in der Regel nichts zu tun. Verschiedene Haus- und Hilfsmittel, die als Ratschläge kursieren, müssen im Selbstversuch ausprobiert werden. Spucke hilft, vor allem unterwegs, weil sie kurzfristig kühlt. Die ätherischen Öle der Zwiebel desinfizieren.
Einsatz Stichheiler am Arm

Ein elektronischer Stichheiler soll auch bei allen Insektenstichen helfen. Die Kontaktfläche wird auf den Stich gelegt und für drei Sekunden (bei Kindern) beziehungsweise sechs Sekunden (bei Erwachsenen) aktiviert. Während dieser Zeit erwärmt sich der Stichheiler auf ca. 51 Grad Celsius und zerstört dadurch einen Teil der Enzyme, die den Juckreiz und andere Symptome auslösen. Es gibt auch Stichheiler, die an das Smartphone (als Aufsatz) angeschlossen und über eine App betrieben werden können. Bisher gibt es für die Wirkung keine ausreichende Studiengrundlage.

Das Magazin "Bergzeit" empfiehlt die Behandlung von Stichen in drei Stufen:
 
  • Stufe 1 (einzelner, unkomplizierter Stich):
    lokale Kühlung, nicht Kratzen, weitere Hautirritationen vermeiden
  • Stufe 2 (mehrere oder stark juckende Stiche):
    Antihistaminikumsalbe, gegebenenfalls Cortisoncreme
  • Stufe 3 (multiple Stiche, ausgeprägter Juckreiz, allergische Reaktion):
    Antihistaminikum oder Cortison als Tabletten
  • infizierte/entzündete Stiche:
    saubere Wundverbände, gegebenenfalls ärztliche Begutachtung
 

Warum sind manche Menschen wahre Mückenmagneten?

Ein Mückenmythos besagt, dass Mücken süßes Blut mögen. Das stimmt nicht. Das fliegende Tierchen ist sehr wählerisch. 20 Prozent aller Menschen sind aufgrund ihrer Gene, ihres Stoffwechsels und/oder ihrer Blutgruppe Mückenmagneten.
 
muecken-gestochen-werden
 
  • Stechmücken finden vor allem durch ausgeatmetes Kohlenstoffdioxid ihre Blutwirte. Das können sie aus bis zu 50 Meter Entfernung mit ihren Rezeptoren am Kopf wahrnehmen. Je mehr CO2 jemand ausatmet, desto eher wird er gestochen. Deshalb werden Schwangere öfter gestochen, denn sie haben einen höheren Stoffwechsel, atmen praktisch für zwei und stoßen deshalb ca. 20 Prozent mehr CO2 aus.
  • Außerdem mögen sie bestimmte Körperdüfte, die entstehen, wenn man schwitzt und der Schweiß auf der Haut zersetzt wird. Der Geruch setzt sich aus Stoffwechselprodukten wie Ammoniak, Harn- oder Milchsäure zusammen und ist bei jedem Menschen anders. Manche Menschen haben einfach einen "Stech-mich-Duft".
  • Mücken haben es besonders auf Menschen mit der Blutgruppe 0 abgesehen, saugen aber auch an A- und B-Menschen, wenn kein Nuller da ist. Das haben japanische Wissenschaftler durch Tests herausgefunden. 85 Prozent aller Menschen zeigen ihre Blutgruppe durch ein bestimmtes chemisches Signal auf der Haut an. 15 Prozent gelingt es, ihre Blutgruppe chemisch zu verbergen.
Stechmücken werden also von verschiedenen Gerüchen und chemischen Verbindungen angezogen und nicht vom Licht, wie viele glauben. Deshalb fliegen die Mücken auch im Dunkeln zu schlafenden Menschen oder Tieren. Das Dumme ist nur, dass manche Mücken mehr auf Ammoniak stehen und andere mehr auf Milchsäure. So kommt es, dass fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein paar Stiche abbekommt.
 

Wie lassen sich die fiesen Stecher von Haut und Heim fernhalten?

 
  • chemische Mückenschutzsprays oder -cremes zum Auftragen auf die Haut
  • natürliche Insektenschutzmittel in Form von ätherischen Ölen unter anderem Eukalyptus-, Zimt- oder Nelkenaroma
  • Einreiben mit Kokosöl soll auch helfen
  • häufiger Duschen, um Schweiß abzuwaschen, aber auf Parfüm und parfümierte Körperpflegeprodukte verzichten
  • helle Kleidung tragen, angeblich werden Mücken von dunklen Farben angezogen
  • lange Hosen oder Ärmel nutzen nichts, Mücken stechen problemlos durch den Stoff - für die Bekleidung gibt es spezielle Anti-Mücken-Sprays
  • für den Aufenthalt in extremen Mücken-Gebieten – vor allem auf Reisen – gibt es im Fachhandel nahezu stichdichte Bekleidung zu kaufen
  • Düfte/Räuchern (Kerzen, Räucherspiralen, getrocknete Salbeiblätter oder loses Kaffeepulver)
  • Fliegengitter an den Fenstern
  • auch Kräuterpflanzen wie Minze, Zitronenmelisse, Basilikum und Lavendel, Thymian und Rosmarin, die am besten auf den Fensterbänken stehen, sollen Mücken davon abhalten in Innenräume zu fliegen
  • Gartenbesitzer sollten stehende Gewässer wie Vogeltränken, Gießkannen regelmäßig austauschen und Regentonnen abdecken
  • beim Campen empfiehlt sich der Einsatz eines Moskitonetzes
  • laut Experten sollen Mückenstecker mit Ultraschall oder Hochspannungslichtfallen bei Stechmücken kaum helfen
 

Wie viel Blut kostet mich ein Stich?

Ein einzelner Mückenangriff kostet uns nur 0,001 bis 0,01 Milliliter Blut. Selbst ein Massenangriff von gierigen Mückenmädchen ist nicht mit dem Blutdurst eines Vampirs zu vergleichen.
 

Darf ich nach einem Mückenstich Blut spenden?

Menschen mit der Blutgruppe 0 sind als Blutspender nicht nur bei Mücken begehrt. Auch die Blutbanken brauchen vor allem ihren roten Saft. Aber: Nach sichtbaren Insektenstichen jeder Art ist eine Blutspendepause von vier Wochen einzuhalten. Entzündet sich der Stich noch, treten Krankheitsgefühle auf oder folgen Erkrankungen, kann sich der Zeitraum verlängern. Diese Vorsichtsmaßnahme gilt etwaigen Krankheitserregern, die die Mücke mit ihrem Speichel übertragen kann. Eine Mücke überträgt kein Restblut vom vorherigen Opfer.
 

Gibt es nach einem strengen Winter wenigstens weniger Mücken?

Schön wär's, zumal kalte Winter ohnehin seltener geworden sind. Die zarten Tierchen überstehen Temperaturen von bis zu -20 Grad Celsius. Entscheidend ist der Frühling. Je wärmer und feuchter, desto besser für die Mücke.
 

Und schließlich: Brauchen wir die Plagegeister?

Ja, auch wenn sie lästig sind, dienen Mücken und Mückenlarven vielen Tierarten wie Vögeln, Fledermäusen, Fischen und anderen Insekten als Nahrung. Außerdem bestäuben Stechmücken Pflanzen.
 
Insektenkontrolliert und aufgeklärt wünschen wir allen Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer.

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