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  • Junges Mädchen schaut erschrocken in ihr Tablet.

    Cyber-Mobbing: Besser Nett-Fix als Quäl-Fix

Dresden, 18.02.2021 | (lt)
 
Die USA haben am 17. Februar einen inoffiziellen Feiertag. Den "Tag der grundlosen Nettigkeiten". Er soll eine freundliche und wohlwollende Einstellung anderen gegenüber fördern. Deshalb importieren wir ihn, weil das nur gut werden kann. Denn unfreundliche Verhaltensweisen im Alltag wachsen sich vor allem im Internet zu Hass und Hetze aus. Das Cyber-Mobbing, die Quälerei im Internet, nimmt zu und betroffen sind vor allem viele Kinder und Jugendliche. Weil die Folgen gravierend sein können, muss das aufhören.
 

Mobbing, Cyber-Mobbing, Bullying

Mobbing leitet sich aus dem englischen Verb „to mob“ ab und bedeutet: Bedrängen, Anpöbeln. Mobbing findet sowohl auf sozialer Ebene (zum Beispiel Familie, Peergroup, Schule, Vereine, Nachbarschaft) als auch auf der Arbeitsebene und im Internet statt. Im Arbeitskontext wird beim Mobbing ein Mensch systematisch von Vorgesetzten oder Kolleg*innen beleidigt, schikaniert, benachteiligt oder ausgegrenzt.
 
Indem das Internet ein fester Bestandteil des Lebens der meisten Menschen geworden ist, haben sich die Möglichkeiten jemanden zu mobben erweitert und verändert. Unter Cyber-Mobbing oder Internet-Mobbing versteht man das bewusste Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen, Belästigen oder Nötigen mit elektronischen Kommunikationsmitteln wie dem Handy oder im Internet.
 
Vor allem in englischsprachigen Ländern wird üblicherweise der Begriff "bullying" (etwa: „Schikanieren“, „Drangsalieren“) für Mobbing verwendet. Die Täter werden deshalb auch als "Bullys" bezeichnet.
Jemanden zu mobben, ob in der realen oder virtuellen Welt, ist ein Akt psychischer Gewalt. Aber nicht jede Streitigkeit, jeder Konflikt und auch nicht jeder unfreundliche Akt gegenüber einem Mitmenschen ist sofort als Mobbing zu bewerten. Denn Mobbing ist keine einzelne Handlung sondern ein Verhaltensmuster. Es findet fortgesetzt, regelmäßig und planvoll statt.
Viele Menschen halten Smartphone in den Händen

Internethetze unter Kindern und Jugendlichen nimmt zu

Mit Cyber-Mobbing sehen sich besonders häufig Kinder und Jugendliche konfrontiert. Und das Phänomen nimmt zu. Verschiedene Studien zeigen, insgesamt ist die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 21 Jahren seit 2017 von 12,7 Prozent auf 17,3 Prozent in 2020 gestiegen. Jedes vierte Kind war bereits einmal betroffen.
 
Gerade bei Cyber-Mobbing unter Kindern und Jugendlichen kennen sich Opfer und TäterInnen meist aus dem „realen“ Welt wie zum Beispiel der Schule, dem Wohnviertel, dem Dorf oder der ethnischen Community. Die Opfer haben deshalb fast immer einen Verdacht, wer hinter den Attacken stecken könnte. Das Online-Mobbing ist meist mit begleitendem Offline-Mobbing in der realen Welt gekoppelt. Attacken von Fremden sind bei Kindern und Jugendlichen eher selten.
Besonderheiten des Cyber-Mobbings:
    • Mobbing rund um die Uhr: Handy und Internet sind ständig verfügbar und in Nutzung. Das Mobbing endet daher nicht nach Schulschluss, sondern setzt sich Zuhause fort. Handys, soziale Netzwerke und Messenger sind für Kinder und Jugendliche Teil ihrer Lebenswelt und wichtige Kommunikationskanäle. Ein Nicht-Teilnehmen bedeutet somit auch ein Ausgeschlossen-Sein.
    • Schnelle Verbreitung - Große Reichweite: Mit nur einem Klick erreichen Inhalte wie beispielsweise peinliche Fotos eine breite Öffentlichkeit. Sind solche Inhalte erstmal im Web verbreitet, können sie kaum noch "eingefangen" werden. Denn selbst wenn sie gelöscht werden, wurden sie vielleicht schon zig-Mal kopiert. Opfer können deshalb auch über ihren Bekanntenkreis hinaus beispielsweise im ganzen Ort bloßgestellt werden.
    • Scheinbare Anonymität: Das Internet setzt die Hemmschwelle, andere zu erniedrigen, zu verletzen und zu drangsalieren herunter. In der (scheinbaren) Anonymität des World Wide Web steht ein Täter seinem Opfer nicht als Person gegenüber, muss ihm nicht in die Augen blicken. Das Opfer wird zum reinen Objekt. So bekommt er erstmal kein unmittelbares Feedback. Dadurch schwindet das Empfinden, was die Attacken beim Betroffenen auslösen und wie schwerwiegend sie sind. Beim Opfer sorgt das "Unsichtbare" des Täters für zusätzliche Angst und Verunsicherung.
    • Keine klare Abgrenzung von Rollen: Die Rolle der Täter und der Opfers sind beim Cyber-Mobbing nicht immer klar voneinander zu trennen. Attacken führen zu Gegenattacken und machen aus Opfern wiederum Täter. Auch die Opferrolle ist nicht klar definiert. Selbst gut integrierte und beliebte Kinder oder Jugendliche können plötzlich zu Opfern werden.
Auslöser und Funktionen von Cyber-Mobbing:
  • Warum Cyber-Mobbing beginnt, kann viele Gründe haben. Meist basiert es auf schon länger bestehenden ungelösten Konflikten in der realen Welt zum Beispiel in der Schule oder auf ethnischen Konflikten. Auch ein gestörtes Kommunikationsverhalten unter Jugendlichen und mangelnde Empathie können Auslöser sein. Vielen Jugendlichen fehlt zudem das Wissen um die rechtlichen Regelungen im Internet. Vermeintlich ist dort erlaubt, was die anderen auch machen beziehungsweise eine fehlgeleitete Auffassung von Meinungsfreiheit.
     
    Weitere Auslöser sind: 
     
    • Mobbing wird als normales Verhalten in der Gruppe betrachtet
    • Langweile und Spaß
    • Veränderungen in Gemeinschaften/Gruppen (Klassengemeinschaften, Freundesgruppen)
    • sich ändernde Freundschaften/Beziehungen
    • unbedarftes Weitergeben von persönlichen Informationen und Bildern/Fotos, die teilweise ohne böse Absicht im Netz verbreitet werden
     
    Cyber-Mobbing kann der Versuch sein, negative Empfindungen wie Wut, Frust, Neid, Aggressionen und Stress zu kanalisieren. Oder es geht es um den Machterhalt bestimmter Rollen (zum Beispiel der "Anführer") in Gruppen. Auch Angst spielt oft eine Rolle, von Versagensängsten bis hin zur Angst, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu verlieren.
Erscheinungsformen von Cyber-Mobbing:
    • Beleidigung, Beschimpfung (Flaming): Findet in öffentlichen Bereichen des Internets statt
    • Belästigung (Harassment): Zielgerichtete Attacken von Unbekannten
    • Anschwärzen, Gerüchte verbreiten (Denigration): Beabsichtigtes Bloßstellen des Opfers
    • Auftreten unter falscher Identität (Impersonation): Sich als eine andere Person ausgeben um mit dessen Identität jemanden beschimpfen
    • Bloßstellen und Betrügerei (Outing and Trickery): Vorgabe vermeintlicher privater Kommunikation oder Verbreitung intimer Details
    • Ausschluss (Exclusion): Ausgrenzung von jemandem aus einer Gruppe
    • fortwährende Belästigung und Verfolgung (Cyberstalking): Jemanden (sexuell) belästigen und bedrohen
    • offene Androhung von Gewalt (Cyberthreats): Ankündigen jemanden zu verletzen oder gar zu töten.
Besonders problematisch ist, dass bereits einmalige Attacken Im Internet weitreichende und langfristige Auswirkungen für die Opfer zur Folge haben können. Das Internet vergisst nicht.

Rechtliche Fragen zum Cyber-Mobbing

Das Hetzen und Verunglimpfen anderer im Internet ist weder ein Kavaliersdelikt noch ein Dummer-Jungen-Streich. Das muss Tätern wie Opfern gleichermaßen klar sein. Cyber-Mobbing ist kein eigener Straftatbestand. Dennoch können In einem Cyber-Mobbing-Fall Gesetze des Strafgesetzbuchs greifen, weil es zu strafbaren Handlungen gekommen ist.
Straftatbestände:
    • Beleidigung
    • Üble Nachrede
    • Verleumdung
    • Nachstellung
    • Verletzung der Rechte am eigenen Bild
    • Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes
    • Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen
    • Nötigung & Bedrohung
Auch das Wissen um die potentielle Strafbarkeit von Angriffen im Netz gehört zur Medienkompetenz, die Kinder und Jugendliche erlangen müssen. Diese umfasst nicht nur das technische Know-how des Umgang mit Medien und einen angemessenen Konsum. Zur Medienkompetenz gehört auch die Art und Weise, wie man miteinander im Netz umgeht. Es ist eine Frage der "Netiquette".
 
Oft wird auch vergessen, das Aktivitäten im Netz wie Chatten, E-Mails schreiben oder eine Website besuchen, Spuren hinterlässt. Über die IP-Adresse kann der benutzte Computer in der Regel eindeutig identifiziert werden.

Schutz vor Cyber-Mobbing

Mit ein paar einfachen Maßnahmen kann man schon viel tun, sich vor Bullys zu schützen:
 
  • Die Privatsphäre schützen: Das heißt genau hinschauen, welche Angaben über sich selbst man im Internet preisgibt.
  • Online-Freunde kennen: Auf sozialen Plattformen möglichst nur mit Menschen befreundet sein, die man wirklich beziehungsweise persönlich kennt.
  • Einstellungen nutzen: Empfehlenswert ist, Profile so einzustellen, dass nicht jeder Post von allen gelesen werden kann. Hilfreich kann auch sein, sich gegen ein öffentliches Profil zu entscheiden.
  • Sorgen und Probleme nie online ausbreiten: Solche Dinge gehören nicht ins Netz, denn sie können zum eigenen Nachteil verwendet werden. Lieber in der realen Welt mit Freunden und Familie drüber reden.
Zwei Mädchen chatten im Internet

Hilfsangebote, wenn man von Cyber-Mobbing betroffen ist:

Wer sich mit fiesen Attacken konfrontiert sieht, sollte als erstes Ruhe bewahren und Beweise sichern, um später einen Nachweis zu haben. Da die meisten Plattformen und Profile die Möglichkeit bieten, einzelne Nutzer zu sperren, sollte man das nutzen. Wichtig ist auch, sich Gesprächspartner zu suchen, um über den Druck und die Probleme sprechen zu können.
 
Weitere Hilfsangebote: 
 
  • Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App für Jugendliche des klicksafe Youth Panels: Mitglieder des klicksafe-Youth Panels haben die bereits mehrfach ausgezeichnete Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App entwickelt. In kurzen Videoclips gibt es Verhaltenstipps, mentale Unterstützung und Hilfestellungen, gegen Cyber-Mobbing vorzugehen. Die App ist in Deutsch und Englisch über die gängigen App-Stores verfügbar:
 
 
 

Studien und weiterführende Informationen finden Sie hier:

Eltern, Lehrer und Jugendliche finden im Internet zahlreiche Informationen und Erläuterungen, die auf die Brisanz des Themas eingehen zum Beispiel die "Cyberlife III" - Studie des Aktionsbündnisses gegen Cyber-Mobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse.
Leider zeigt die Statistik, dass psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen bei Jugendlichen zunehmen. Auch Cyber-Mobbing greift massiv in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ein, die sich Bloßstellungen und Häme schutzlos ausgeliefert fühlen. Im Berufsunfähigkeitsschutz für Schüler, der während der Schulzeit die Schulfähigkeit versichert, wurde das Eintrittsalter im Produkt der Sparkassen-Versicherung Sachsen auf zehn Jahre abgesenkt.

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