Hurra, Führerscheinprüfung bestandenFür viele Fahranfänger verbindet sich mit dem Führerschein Freiheit, Unabhängigkeit und das Erwachsenwerden. Doch auch beim Führerschein gilt: Aller Anfang ist schwer. Anfangs sind Unsicherheit, Fehler und manchmal auch Leichtsinn beim Fahren quasi inklusive. Wer erinnert sich nicht daran? Mit schwitzigen Händen saßen wir am Lenkrad. Wir hatten Angst, den Motor an der Ampel abzuwürgen. Und unser Herz schlug uns bis zum Hals, wenn von hinten die Lichthupe drängelte. Die Lernkurve zum versierten Autofahrer steigt eben nur durch das Sammeln von Erfahrungen im Straßenverkehr.
Wie lange gilt man als Fahranfänger?
Die Statistik belegt es eindeutig. Die ersten Jahre am Steuer sind die gefährlichsten. Die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen hat deutschlandweit mit Abstand das höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr. Juristisch endet die „Probezeit“ für Fahranfänger nach zwei Jahren. Die Realität auf der Straße sieht jedoch differenzierter aus.
Laut ADAC dauert es etwa sieben Jahre oder 70.000 Kilometer, bis man ein routinierter Autofahrer wird. Diese Zahlen sind jedoch eher als Richtwerte zu verstehen. Denn um Routine zu entwickeln, müssen Sie in dieser Zeit viele verschiedene Situationen meistern. Stadtverkehr, Landstraße, Autobahn, Nachtfahrten, Regen, Schnee – nur so sammeln Sie die nötige Erfahrung. Diese kann kein theoretisches Wissen aus dem Fahrschul-Buch ersetzen.
Kfz-Versicherer sprechen nicht allgemein von Fahranfängern. In ihre Berechnungen der Beiträge fließt das Risiko-Potenzial der Gruppe „Junge Fahrer” unter 23 Jahren ein.
Welche typischen Fehler machen Führerschein-Neulinge?
Steve Kirsch, erfahrener Fahrsicherheits-Instruktor vom Fahrsicherheitszentrum Sachsenring sagt: „Der erste Fehler liegt meist schon in der falschen Sitzposition." Die richtige Position auf dem Fahrersitz wird oft vernachlässigt. Sie ist aber sehr wichtig. Nicht nur, um Rücken- oder Nackenschmerzen vorzubeugen. Falsches Sitzen kann in gefährlichen Situationen auch die erforderlichen Lenk-Bewegungen oder ein effektives Bremsen beeinträchtigen.
Steve Kirsch, Fahrsicherheits-Instruktor im Fahrsicherheitszentrum Sachsenring
Laut dem Trainer sind typische Fehler von Fahranfängern auch
Falsches Einschätzen Situationen
Falsches Einschätzen der Geschwindigkeit draußen auf der Straße (die eigene und die anderer Verkehrs-Teilnehmer)
Zu dichtes Auffahren
Zu schnelles Fahren
Falsches Einschätzen von Vorfahrt-Situationen
Unterschätzte Ablenkungen
Fast alle dieser Fehler lassen sich vermeiden. Um sicher auf den Straßen unterwegs zu sein, müssen Sie vor allem auch lernen, die Fehler anderer vorauszusehen.
Begleitetes Fahren mit 17 – ein Erfolgsmodell
Zeitig Fahrpraxis zu sammeln, hat sich bewährtSeit einigen Jahren gibt es das „Begleitete Fahren ab 17“. Dabei dürfen Jugendliche schon unter 18 Jahren mit einer eingetragenen Begleitperson Auto fahren. Das können Vater oder Mutter, manchmal auch die Tante oder ein älterer Bruder sein. Studien zeigen: Diese jungen Fahrer verursachen deutlich weniger Unfälle. Warum? Weil sie in einem geschützten Rahmen Erfahrungen sammeln. Die Anwesenheit einer erfahrenen Begleitperson bremst den Leichtsinn. Sie macht sicherer im Umgang mit schwierigen Situationen und schafft Routine.
Für Eltern bedeutet das: Ja, es kostet manchmal Nerven, dem Nachwuchs beim Einparken zuzusehen. Und ja, sie fahren mit angezogener Handbremse im Kopf auf dem Beifahrersitz mit. Aber die Mühe lohnt sich. Denn jede Stunde begleitetes Fahren erhöht die Fahrpraxis und damit die Sicherheit.
Wichtig: In der Kfz-Versicherung gilt das Fahren ohne Begleitperson als Fahren ohne Fahrerlaubnis. Das heißt, die Haftpflicht leistet zwar gegenüber dem Geschädigten, nimmt aber den Fahrer in Regress. In der Kasko-Versicherung ist der Versicherer von der Leistung freigestellt.
Tipps für mehr Sicherheit für junge Fahrer
So groß die Freude über den frisch erworbenen Führerschein ist, so flach ist noch die Lernkurve im Straßenverkehr. Grundlegend bedeutet das schon mal, die Geschwindigkeit entsprechend anzupassen.
Langsam rantasten Zunächst sollten kurze und bekannte Strecken gefahren werden, bis Sie sich allein im Auto sicherer fühlen. So können Sie sich an die verschiedenen Situationen im Straßenverkehr und an das Auto gewöhnen.
Übung macht sicher Je mehr Fahrpraxis, desto besser. Fahrten bei Nacht, bei Regen oder im dichten Verkehr sollten nicht gemieden, sondern gezielt durchgeführt werden. Allerdings erst, wenn bereits eine gewisse Fahrpraxis vorhanden ist. Und am besten mit einer erfahrenen Begleitperson im Auto.
Ruhe bewahren Lassen Sie sich von Dränglern und aggressiven Autofahrern nicht nervös machen. Und lassen Sie sich vor allem nicht zu ähnlichen Handlungen hinreißen. Wer unsicher ist, darf Pausen machen. Stress ist der größte Feind der Aufmerksamkeit.
Abstand halten Das klingt banal, kann aber Leben retten.
Ablenkungen vermeiden Handy weg, Musik leiser und volle Konzentration auf die Straße. Bitten Sie Mitfahrende, Sie nicht zu stören. Hilfe bei der Navigation ist ok, angeregte Gespräche vorerst tabu.
Schwierige Situationen sollten gezielt trainiert werden Steve Kirsch empfiehlt in jedem Fall, ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren. Dieser Tipp richtet sich übrigens nicht nur an Führerschein-Neulinge. Unter Anleitung der Instruktoren werden hier die richtigen Reaktionen auf Gefahren-Situationen trainiert. Beispielsweise wird geübt, wie man ein ins Schleudern geratenes Fahrzeug wieder stabilisiert.
Ein gutes Vorbild sein: Eltern, die defensiv fahren, vermitteln unbewusst die besten Lektionen für einen Fahranfänger.
Geeignete Kfz-Versicherung für Fahranfänger
Versicherer sind sich der erhöhten Unfallgefahr junger Fahrer bewusst. Fahranfänger müssen deshalb üblicherweise mit hohen Beiträgen rechnen. Doch auch für junge Fahrer gewähren sie Möglichkeiten, den Versicherungsschutz kostengünstig zu gestalten. Gerade weil Fahrpraxis für die Sicherheit im Straßenverkehr das A und O ist. Davon profitieren alle Verkehrsteilnehmer.
Fahranfänger ohne eigenes Auto
Der Nachwuchs kann als jüngster Fahrer in die Autoversicherung der Eltern oder anderer Familienmitglieder eingetragen werden. Diese zahlen dafür einen Zuschlag auf ihre Kfz-Prämie. So kann der Nachwuchs die notwendige Fahrpraxis sammeln. Allerdings können ihm keine schadenfreien Jahre für eine eigene Autoversicherung angerechnet werden.
Extra-Tipp: Fahranfänger, die über die Autoversicherung ihrer Eltern versichert sind, sind damit auch in deren Verkehrs-Rechtsschutz eingeschlossen. Dies gilt allerdings nur, wenn die Eltern die entsprechende Police abgeschlossen haben.
Eine Alternative sind spezielle Tarife für junge Fahrer, wie die Sparkassen-Autostart-Police. Gegen einen überschaubaren pauschalen Beitrag kann der junge Fahrer alle Autos der Familie fahren, die bei der Sparkassen-Versicherung Sachsen versichert sind. Er muss allerdings trotzdem als Fahrer in die jeweiligen Verträge eingetragen werden. Die Kfz-Prämien der Versicherungsnehmer erhöhen sich dadurch jedoch nicht. Die schadenfrei gefahrenen Jahre (maximal sechs Jahre) können anschließend auf die erste eigene Autoversicherung in der Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) angerechnet werden.
Das eigene Auto versichern
Wer mit dem Führerschein auch das erste Auto erwirbt, kann es über seine Eltern (oder andere Familienangehörige) versichern. Diese melden das Fahrzeug als Zweitwagen an. Der Nachwuchs wird als Fahrer im Vertrag eingetragen und startet mit einer günstigeren SF-Klasse. Ein eventueller Unfall des Zweitwagens hat keinen Einfluss auf den Vertrag des Erstwagens der Eltern.
Großeltern beispielsweise können als Versicherungsnehmer für die Autoversicherung ihres Enkels einspringen. Hier wird in der Regel ein Halterzuschlag von etwa 20 Prozent fällig. Dies, sofern Enkel/Enkelin Fahrzeughalter ist. Der Fahranfänger kann jedoch für diese Zeit von der günstigen SF-Klasse der Großeltern profitieren. Die Zeit, in der er selbst gefahren ist, kann er später einmal übernehmen. Das ist zumindest übergangsweise deutlich preiswerter, als neu in der Klasse 0 oder SF 1/2 zu starten.
Welches Automodell ist für Fahranfänger geeignet?
Um als junger Fahrer die Kosten für die Autoversicherung zu reduzieren, sollte man ein Fahrzeug mit einer niedrigen Typklasse wählen. Kleinwagen und Kleinstwagen sind zudem günstig im Unterhalt, was die Kfz-Steuer und die Spritkosten betrifft.
Große, schwere Fahrzeuge (in der Regel die der Eltern) sind für Fahranfänger dagegen schwieriger zu handhaben. Dies gilt insbesondere beim Einparken oder in engen Situationen. Viele PS können außerdem zu riskanten Fahrmanövern (ver)führen, da Fahranfänger ihr eigenes Fahrvermögen möglicherweise überschätzen.
Sicherheit ist Teamarbeit
Als Beifahrer - Tipps und konstruktives Feedback geben, aber nicht belehrenFahranfänger brauchen Zeit und sie brauchen Unterstützung. Eltern, die Geduld aufbringen. Versicherungen, die passende Lösungen bieten. Junge Fahrer, die bereit sind zu lernen. Sicheres Autofahren ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und wer ihn mit Vernunft beginnt, fährt am Ende sicherer, entspannter und mit Freude.